Die Linde – Heilpflanze im Juli

Die Linde – Tilia

Zurecht ist dieser Baum in diesem Jahr zur Heilpflanze des Jahres gekürt worden. Vielen ist der Lindenblütentee bei Erkältung ein Begriff. Aber wie so oft in der Phytotherapie gibt es bei den Pflanzen viele günstige Eigenschaften die wir für unsere Gesundheit nutzen können. Ob Sommerlinde – Tilia platyphyllos oder Winterlinde – Tilia cordata das spielt keine Rolle, die Wirkstoffe sind in allen Linden weitgehend identisch. Wofür und wogegen man sie einsetzten kann, erfahrt Ihr im folgenden Artikel.

Die Geschichte der Linde

Die Linde ist von altersher in das kulturelle und mystische Leben der Menschen eingebunden. Ob als Thing- oder Gerichtsbaum, als Dorfbaum unter dem getanzt und gefeiert wurde oder als Hausbaum, der das Haus und die Bewohner beschützen soll. Die Linde die mehrere Hundert Jahre alt werden kann, ist aus der Geschichte nicht wegzudenken. Bei den nordischen Völkern war sie Freya der Göttin der Familie und der Fruchtbarkeit gewidmet, Siegfried in der Sage der Nibelungen war nur an der Stelle verwundbar, an welcher ihn beim Bad im Drachenblut ein Lindenblatt bedeckt hatte. Durch ihre herzförmigen Blätter war die Linde von jeher ein Baum der Liebe und der Liebenden. Ihre heilenden Eigenschaften waren schon den Ägyptern bekannt. Hieronymus Bock hat sie in seinem „Kreuter Buch“ von 1552 erwähnt und mit einem Kupferstich einer Tanzlinde bildlich dargestellt. Auch Hildegard von Bingen hat in ihrer „Physica“ die verschiedensten Einsatzgebiete der Linde beschrieben. Auch in der Literatur wie zum Beispiel bei Wolfgang Johann von Goethes „Osterspaziergang“ oder als Volkslied in „Am Brunnen vor dem Tore“ von dem Dessauer Texter Kurt Weil (die Musik stammt von Franz Schubert) – überall ist die Linde zugegen.

Phytotherapeutischer Einsatz der Linde

Die meisten von Euch werden die Linde in Form von Lindenblütentee bei Erkältungskrankheiten kennen. Ähnlich dem Holunder wirkt dieser Tee schweißtreibend, hilft so Fieber zu senken sowie Krankheitserreger auszuscheiden und regt die körpereigene Abwehr an. Diese Wirkungen beruhen auf dem hohen Anteil an Flavonoiden und den ätherischen Ölen der Linde, dazu kommt ihre harntreibende Wirkung. Da in den Lindenblüten auch Schleimstoffe enthalten sind, wirkt ein Tee auch beruhigend auf die Schleimhaut des Rachenraumes, zum Beispiel bei Reizhusten, Heiserkeit und leichten Halsschmerzen. Hierfür sollte man die Lindenblüten in kaltem Wasser für einige Stunden ziehen lassen und dann auf Trinktemperatur erwärmen, bitte nicht kochen. Die Blätter der Linde enthalten Gerbstoffe, die speziell bei Entzündungen in Mund, Hals und Rachen, ähnlich des Salbeis zusammenziehend wirken, so dass die Keime nicht in die Schleimhaut eindringen können und Entzündungen so schneller abheilen. 

Eine Abkochung der Lindenblätter kann wegen ihrer Gerbstoffe auch äußerlich als Kompresse auf juckende, schuppende, nässende, schlecht heilende Wunden aufgelegt werden. Ein wässriger Kaltauszug aus den Blüten Winterlinde wird gerne als pflegende Komponente in verschiedenen Cremes eingesetzt und ist auch für Säuglinge und Kleinkinder geeignet. 

Auch bei Unruhe und Schlafstörung kommen Lindenblüten in Kombination mit anderen Schlaf fördernden Pflanzen wie Hopfen, Baldrian oder Lavendel zum Einsatz. Sie wirken beruhigend auf die gereizten Nerven der heutigen hektischen Zeit. 

Eine krampflösende Eigenschaft der Linde kann Linderung bei Beschwerden im Magen-Darm Trakt und bei Menstruationskrämpfen bringen. Die Harntreibende Wirkung der Lindenblüten kann bei Gicht und rheumatischen Beschwerden zur ausleihenden Therapie eingesetzt werden.

Die Linde - Heilpflanze im Juli

Blütenknospen einer Winterlinde, man erkennt es daran, dass es 5-7 Blütenansätze sind, bei der Sommerlinde sind es nur 3.

Die Linde - Heilpflanze im Juli

Ihr seht, viele Eigenschaften die über den üblichen „Erkältungstee“ hinausgehen! Wie bei allen Pflanzen so ist auch die Linde ein „Vielstoffgemisch“, welches vielleicht nicht so schnell wirkt wie die Chemie, aber dafür sanfter und besser verträglich. Sie sollte trotzdem nur im Krankheitsfall in beschränktem Umfang zur Selbsttherapie eingesetzt werden, bei länger andauernden Beschwerden wendet Euch vertrauensvoll an mich.

Eure Charlotte